Ich habe in der Stadtbücherei mehrere Abteilungen durchlaufen. Meine Mentorin hat mein Praktikum so aufgeteilt, dass jede Woche jemand aus einer anderen Abteilung meine Betreuungsperson war. So habe ich die Aufgaben in der Kinder- und Jugendbücherei und den Abteilungen Sök (Recherche), Möt (Treffen), Läs (Lesen) und Digital library/ Media (Digitale Bücherei und Medien) kennengelernt. Die Aufgabe des Personals aus Sök ist es, alle Leute jeder Altersstufe und jeder sozialen Schicht in die Welt der digitalen Medien zu inkludieren. Sie bieten Computerkurse an oder besuchen Seniorenzentren, um auch den älteren Leuten behilflich zu sein. In der Bücherei bieten sie den IT-Workshop für Kinder von 8-12 Jahren an. So haben auch Kinder, die zuhause nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung haben, die Möglichkeit, in der Bücherei neue Medien kennenzulernen und auszuprobieren. Außerdem kommen die Kinder so in Kontakt mit den Büchereimitarbeitern und anderen Kindern.
Ich habe in den vier Wochen beim Auf- und Abbau, sowie der Durchführung dieser Aktivität geholfen und bin so in Kontakt mit den jüngeren Benutzern der Bücherei gekommen.
Die Bücherei bietet aber auch "konventionelle" Spielenachmittage mit Brett- und Kartenspielen an, an denen ich mitgewirkt habe.
Weiterhin habe ich bei bibliothekstypischen Arbeiten mitgeholfen, zum Beispiel die zurückgekommenen Bücher wieder in die passenden Regale zu stellen. Bei der Fahrt mit dem Bücherbus habe ich das Leihsystem der Bücherei kennengelernt und bin ebenfalls in Kontakt mit Lesern gekommen.
Die Stadtbücherei in Helsingborg gehört mit elf anderen Büchereien in der Region Skane zu dem Verbund der "Helsingborgfamilie", das heißt, die Leser/ Benutzer der Büchereien besitzen eine Karte, mit der sie in jeder dieser Bibliotheken Bücher ausleihen und wieder abgeben können. Das heißt, sie könnten sich in Helsingborg ein Buch ausleihen und in Landskrona wieder abgeben. Das führt natürlich zu einem immensen internen Leihverkehr. Das Buch, was in Landskrona abgegeben wurde, muss natürlich wieder zurück nach Helsingborg. Alle zurückgekommenen Bücher dieser Bibliotheken sammeln sich in Helsingborg und werden von da aus wieder zu ihren Ursprungsbüchereien zurückgeschickt. Das bedeutet, es ist eine Menge Arbeit all diese Bücher wieder zu den richtigen Büchereien zuzuordnen.
Außerdem haben die Leser die Möglichkeit, sich von zuhause Bücher aus all diesen Büchereien zu reservieren. Ich habe geholfen, die reservierten Bücher aus den Regalen herauszusuchen und anschließend für die Leser vorzubereiten, sodass sie von den Lesern ausgeliehen werden können.
Eine Arbeit, die mir besonders Spaß gemacht hat, war das Aussortieren alter Bücher aus dem deutschen Buchbestand. Für das Aussortieren der fremdsprachigen Bestände ist eine Kollegin aus der Abteilung Läs zuständig, und sie bat mich, den deutschen Bestand mit ihr durchzugehen. Viele Bücher waren schon ziemlich veraltet und ich durfte mit entscheiden, welche Bücher im Bestand bleiben und welche aussortiert werden. Gleichzeitig durfte ich ihr eine Liste mit Büchern erstellen, die in unserer deutschen Bibliothek beliebt sind und die sie dann gerne bestellen wollte, um den Bestand mit aktuellen Medien aufzufüllen.
Weiterhin hat mir meine Mentorin sehr viel Zeit eingeräumt, um mich mit möglichst vielen Leuten aus den verschiedenen Abteilungen über ihre Aufgaben unterhalten zu können. So wurde mir zum Beispiel erzählt, was die Bücherei für Flüchtlinge anbietet oder welche Projekte das Personal anstrebt, um den Service zu verbessern.
Da es in den skandinavischen Ländern ein Büchereigesetz gibt, war ich zu Beginn meines Praktikums sehr neugierig, wie dieses die Arbeit in der Bücherei beeinflusst. Es gibt priorisierte Gruppen, wie zum Beispiel Kinder oder Neuankömmlinge in Schweden, für die ausreichend Medien zur Verfügung gestellt werden sollen. Außerdem steht die digitale Inklusion aller Einwohner sehr im Vordergrund (s. Computerkurse, It-Workshop). Bei vielen Aufgaben hat das Personal also immer das Gesetz im Hinterkopf.
Ich war mit den mir übertragenen Aufgaben sehr zufrieden und sie haben meinen Vorstellungen entsprochen. Ich konnte durch das Praktikum einen sehr guten Eindruck in die Arbeit einer schwedischen Bibliothek gewinnen.
Die Zeit in Schweden hat auch weiterhin meine Neugierde geweckt. Ich fände es z.B. sehr interessant, dabei zu sein, wie ein Plan in die Realität umgesetzt wird.
Ich habe in einer Jugendherberge zwei Minuten von der Stadtbücherei entfernt gewohnt. Die Jugendherberge wurde mir von meiner Mentorin empfohlen. Ich hatte ein Einzelzimmer, aber auf meiner Etage gab es drei Bäder, die ich mir mit den anderen Besuchern der Herberge teilen musste. Die Bäder waren aber immer sauber, genau wie die Gemeinschaftsküche, in der ich mir mein Essen zubereiten konnte. Außerdem stand mir eine Waschmaschine zur Verfügung.
Mein Zimmer lag an der Straße und ich hatte eine schöne Aussicht auf das Meer, allerdings war es bei offenem Fenster sehr laut, da die Autos und Züge vor der Herberge herfuhren.
Das Auslandspraktikum war mein erster längerer Aufenthalt weg von zuhause und meinem gewohnten Umfeld. Es war eine interessante Erfahrung, für vier Wochen auf mich selbst gestellt zu sein.
Ich finde, ein Praktikum in einem ungewohnten Umfeld ist immer eine gute Gelegenheit, in der man üben kann, auf fremde Leute zu zugehen. Ich fühle mich unwohl dabei, wenn ich eine Zeit lang nichts zu tun habe, daher ist es mir wichtig, dass ich zwischendurch von mir aus auf die Leute zu gehe und nach Aufgaben frage. Ich denke, durch eine gewisse Offenheit fällt es dann auch einfacher Kontakte zu knüpfen.
Durch das Praktikum habe ich einen Einblick in die Arbeit einer Großstadtbibliothek bekommen und einige Unterschiede zu meiner kleinen Ausbildungsbibliothek kennen gelernt. Jede Bibliothek legt Prioritäten auf andere Dinge und es war interessant die jeweiligen Hintergründe dazu kennen zu lernen.
Ich hatte das Gefühl, dass mir das Personal Verantwortung übertragen hat, zum Beispiel beim aussortieren des deutschen Bestandes oder auch beim Vorbereitungen der Reservierungen, und das gibt mir ein gutes Gefühl mit auf den Weg.
Durch die Teilnahme an verschiedenen Aktivitäten innerhalb der Bücherei nehme ich viele Inspirationen und neue Ideen mit nach Deutschland und möchte versuchen, meine Kollegen von der einen oder anderen Idee zu überzeugen.